Beruf und BerufungEin Praxisbericht zum Thema Beruf/Berufung: Den richtigen Beruf zu finden, fällt vielen Menschen schwer. Besonders herausfordernd gestaltet es sich, wenn es die Berufung sein soll – der Beruf, der mehr aus dem Innen kommt und weniger vom Außen beeinflusst wird.

Schlussendlich sollte die Berufswahl für Kopf UND Herz stimmen, damit wirklich Erfüllung im Beruf eintritt.

Zugegeben: es ist oft einfach, sich für einen Bürojob zu entscheiden, weil dann das Geld rollt, statt sich mit z.B. Gitarrenbau auseinander zu setzen. Dass viele „lukrative“ Bürojobs schlussendlich in die Einöde und in die seelische Verkümmerung führen, wollen sich die wenigsten eingestehen. Damit will ich keinesfalls das Dogma in die Welt setzen, dass alle Bürojobs öde sind.

Bei der beruflichen Entscheidung hat in unseren Breitengraden immer noch der Verstand die Oberhand. Daran ist auch nichts falsch. Doch wäre es nicht eine Bereicherung, wenn das Herz auch mitreden dürfte?

Hier nun der Praxisbericht: Diese junge, aufgeweckte Frau hatte bereits eine 7-jährige berufliche Karriere hinter sich. Leider war der Job als Tierwärterin im Zoo sehr anstrengend und ihr Körper wollte nicht mehr mitmachen. Sie kam zu mir, weil sie nicht sicher war, in welche Richtung es gehen sollte. Ideen hatte sie, aber noch keine Klarheit.

Wir hätten nun ein Gespräch führen können über die Vor- und Nachteile der Alternativen, die sie mitgebracht hatte. Doch war es uns wichtiger, dass auch ihr Körper – respektive ihr Herz – mitreden konnte.

Dafür wählten wir ein Format aus den systemischen Aufstellungen: Ich bat sie, aus meinem Figurenset 4 Figuren zu wählen: Eine für ihren jetzigen Beruf, eine für Variante 1 (Einstieg in das Hotelbusiness), eine für Variante 2 (Sozialberuf anpeilen), und eine Figur für die Variante, an die sie noch nicht gedacht hatte.

Sie stellte die 4 Figuren weit voneinander entfernt vor uns auf den Boden. Ich bat sie, sich über der Figur zu positionieren, die stellvertretend für den jetzigen Beruf stand.

Anmerkung: Normalerweise reagiert ein Körperteil auf die Energie, die eine Figur repräsentiert. Die Kunst ist, herauszufinden, wo im Körper die Reaktion stattfindet. Dieser Körperteil ist das Sprachrohr des Herzens (der Seele), der für die Weiterarbeit gewählt wird.

Bei der jungen Frau war es die Wirbelsäule. Sie sagte mir, dass die Wirbelsäule auf dem bestehenden Beruf komplett verspannt sei und sich zusammenzog. Ihr Gesichtsausdruck sprach ebenfalls Bände.

Dann stellte sie sich auf die Variante „Hotel“. Sie entspannte sich deutlich und sagte, die Wirbelsäule sei zwar immer noch verspannt, aber nicht so stark. Mit anderen Worten: es ging ihr im Hotelbusiness besser.

Dann bat ich sie, auf die Variante „daran habe ich noch nicht gedacht“ zu stehen. Darauf war sie neutral. Ein gutes Zeichen dafür, dass wir keine weiteren Varianten suchen mussten.

Als Letztes stellte sie sich auf die Variante „Sozialberuf“. Ihr Gesicht entspannte sich umgehend. Sie sagte: „Hier fühle ich mich frei und die Wirbelsäule ist entspannt und gerade.“

Aufgrund dieser Sitzung fällte sie den Entschluss, sich intensiver mit „Hotel-“ und „Sozialberufen“ auseinander zu setzen.

Eine Woche später hatten wir wieder Kontakt. Sie erzählte mir, dass auch die Hotelvariante bereits weggefallen sei. Diese sei ihr zu Management-lastig.

Das war auch eine Bestätigung aus der Arbeit bei mir. Die Wirbelsäule hatte darin bereits angezeigt, dass es ihr im Hotelberuf zwar besser als im jetzigen Beruf gehe, es ihr aber nicht unbedingt gefalle.

Wochen später verfasste ich diesen Bericht und wir kamen wieder in Kontakt. Sie hatte den alten Beruf bereits aufgegeben. Ihre Rückenprobleme waren weg.

Sie peilte den Sozialberuf an und hatte bereits entschieden, dafür die Berufsmittelschule nachzuholen. Ich bin mir sicher, dass sie diese erste Hürde locker nimmt.

Wer sich einmal für seine Berufung entscheidet, findet Möglichkeiten und Mittel, diesen Weg auch zu gehen. Auch wenn der Weg in die Berufung nicht immer einfach scheint, lohnt es sich ihn zu gehen. Oft werden wir dafür mit steigendem Gesundheitszustand und besserem Allgemeinbefinden belohnt. Und ganz nebenbei erfüllt uns unsere berufliche Tätigkeit auch noch.

(Mit freundlicher Genehmigung ai)

Beruf – Berufung