Gefühle wollen gefühlt werdenWelche Gefühle scheust du?

Würdest du mich fragen, was die Seele eigentlich ist, würde ich wahrscheinlich antworten: «Die Seele ist die Gesamtheit aller gefühlten Gefühle. Sie erschafft sich Erfahrungen, um aufgrund dieser Erfahrungen zu fühlen. Sie strebt nach dem einen Gefühl: dem Gefühl der Einheit – oft mit bedingungslose Liebe umschrieben.»

Bedingungslose Liebe bedeutet: Alle Gefühle dürfen sein, «gute» wie «schlechte».

Eine Analogie: Weißes Licht besteht aus der Gesamtheit aller Spektralfarben. Darin enthalten sind ultraviolett bis infrarot. Wenn ultraviolett für helle Freude stünde, könnte infrarot für tiefste Traurigkeit, Enttäuschung und Verzweiflung stehen. Licht scheint nur weiß, wenn alle Farben darin enthalten sind. Also helle Freude bis dunkelste Verzweiflung.

So auch die Seele. Sie beinhaltet alle Gefühle. Lehnst du eines deiner Gefühle ab, lehnst du einen Teil deiner Seele ab, einen Teil von dir selbst. Das führt zu einem inneren Konflikt. Deshalb fühle alle Gefühle in dir und die Liebe zu dir wächst.

Gefühle sind die Verbindung zwischen dir und deiner Seele; das Tor zu dem fühlenden Wesen, das du in Wirklichkeit bist. Gefühle wollen gefühlt werden, frei von jeder Bewertung.

Weißt du? Das «Fiese» an den «negativen» Gefühlen ist: je stärker du sie unterdrückst, desto heftiger melden sie sich. Sie nagen an dir, bis du gezwungen wirst sie wahrzunehmen. Du kannst deine wahren Gefühle mit Ablenkung, Streben nach äußerem Glück, Rauschmitteln oder was auch immer betäuben. Früher oder später treten sie zutage. Das liest sich jetzt vielleicht wie eine Drohung, ist es aber nicht. Die Botschaft dahinter ist: du bist ein fühlendes Wesen, also fühle. Deine Gefühle zu fühlen, heilt dich. Du heilst dich, indem du fühlst.

Deine Gefühle sind wie kleine Kinder. Sie benötigen Aufmerksamkeit und Liebe. Würdest du ein kleines Kind abweisen, wenn es traurig ist und einfach nur in den Arm genommen werden will? Was geschieht, wenn du es doch abweist? Vermutlich zieht es sich traurig und verletzt in eine Ecke zurück und leidet. Bald kommt es zurück um noch heftiger, lauter auf sich – seine Bedürfnisse – aufmerksam zu machen. Hättest du es bloss beim ersten Mal in den Arm genommen. Es würde jetzt mit anderen Kindern fröhlich spielen und wäre dabei glücklich.

Gefühle wollen gefühlt werden. Nicht mehr, nicht weniger.

Hinter vielen schmerzlichen Gefühlen verbirgt sich eine Erkenntnis, eine Wahrheit. Deine schmerzlichen Gefühle in ihrer ganzen Tiefe zu fühlen bedeutet, sie zu beleuchten. Wie die Sonne dicken Nebel beleuchtet, ihn dadurch auflöst und das sichtbar macht, was sich dahinter verbirgt.

Gefühle sind das wichtigste Kommunikationsmittel deiner Seele. Sie zeigen dir, wo du im Lot bist und wo nicht. Fühle und du verbindest dich mehr mit dir selbst. Je mehr Gefühle du zulässt, desto mehr Licht und Wahrheit bringst du in dein Leben. Es scheint am Anfang vielleicht schwer. Mit der Zeit fällt es dir leichter, und du wirst dich mit deinen Gefühlen anfreunden. Mit dir selbst anfreunden.

Bewerte deine Gefühle nicht, auch wenn sie dich quälen. Dann fühle auch diese Qual. In ihrer ganzen Bandbreite. Und wenn du dich mal dabei ertappst, dass du deine Gefühle trotzdem bewertest, sei milde mit dir. Verzeihe dir das; du bist ein Mensch, keine Maschine.

Hab auch Geduld mit dir! Gelingt es dir nicht, all deine Gefühle zu fühlen, dann lass auch dieses Nichtgelingen zu. Liebe dich dafür, dass es dir im Moment noch nicht gelingt. Alles zu seiner Zeit.

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